Leitartikel Frau Konsulin Kerstin Ursula Jahn
5. April 2022
Vor dem Hintergrund der schrecklichen Kriegsgeschehnisse in der Ukraine bittet Frau Konsulin Jahn ausdrücklich darum klarzustellen, dass sie den Text ihres Leitartikels bereits Anfang Februar verfasst und übersandt hatte. Wir haben ihn ohne weitere Rücksprache und ohne Änderungen erst jetzt veröffentlicht.
Verehrter Vorstand und verehrte Mitglieder des DWNT,
seit Sommer letzten Jahres leite ich das deutsche Konsulat in Hermannstadt/ Sibiu. Am letzten Tag im ersten Monat des neuen Jahres nun hatte ich die Gelegenheit, Klausenburg/ Cluj-Napoca kennenzulernen und einige Angehörige des DWNT-Vorstands zu einem Mittagessen zu treffen.
Gerne folge ich heute der Einladung, für diesen Newsletter den Leitartikel zu schreiben.
Von vielen Seiten – nicht zuletzt von Botschafter Gebauer und seiner Frau – war mir schon sehr positiv von dieser Stadt im Herzen Transsilvaniens berichtet worden. Dr. Laszlo-Herbert vom deutschen Forum war so freundlich, mich am sonnigkalten Vormittag des 31. Januar ca. 1 Stunde lang exklusiv durch das Stadtzentrum zu führen und ich konnte mir einen wohlbegleiteten ersten Eindruck dieser in Schönheit jung gebliebenen Stadt verschaffen. Besonders staunte ich dabei über die Geschichte der
Religionsfreiheit, die u.a. eng mit Franz Davids verbunden ist, dem Sohn der Stadt, der nacheinander bis zu 4 Konfessionen angehörte.
An diesem Tag voller interessanter Gespräche mit den unterschiedlichsten Gesprächspartnerinnen und –partnern durfte auch ich mehrere Menschen kennenlernen, die sich – ähnlich wie seinerzeit Franz Davids – mitunter radikal neu orientierten: vom promovierten Mediziner zum Dolmetscher und Übersetzer, vom CEO eines „Global IT-Players" zum Universitätsdozenten beispielsweise– Sie wissen vermutlich, an wen ich denke.
Ich habe daher u.a. den Eindruck gewonnen, dass Klausenburg Menschen hervorbringt oder/und formt, die sich selbst immer wieder neu erfinden können, immer neue Schätze in sich entdecken können, die zu heben sie nicht als zu beschwerlich ansehen, sondern immer wieder mit neuem Elan angehen. Klausenburg und Umgebung bieten augenscheinlich einen fruchtbaren Boden für das Neue, das Innovative, das Weltoffene und Verbindende – und sind damit idealer Standort für die zahlreichen deutschen Firmen oder Firmen mit deutscher Beteiligung, denen Sie, liebe Mitglieder des DWNT, angehören oder vorstehen.
Klausenburg scheint mir insofern auch prädestiniert, um das Verbindende zwischen unseren Ländern, Menschen und Interessen herauszustellen - gerade auch in diesem Jahr des 30jährigen Jubiläums des deutsch-rumänischen Freundschaftsvertrages, der am 21.April 1992 unterzeichnet wurde. Ich lade Sie daher ein, sich bietende Gelegenheiten zu nutzen und sich mit eigenen Veranstaltungen an diesem Jubiläumsjahr zu beteiligen. Hierfür stellen wir Ihnen – nach jeweils kurzer Absprache im Vorfeld einer solchen Veranstaltung – gerne das gemeinsame Logo zur Verfügung, das ich auch dem DWNT-Vorstand bereits übersandt habe. Ich würde mich freuen, wenn auch Sie dazu beitrügen, unsere in diesen 30 Jahren gewachsenen, vielfältigen bilateralen Beziehungen sichtbar zu machen.
Zum Schluss erlauben Sie mir einen persönlichen Appell, den ich mit einer kleinen Geschichte verbinden möchte:
Um den Jahreswechsel, den ich in Rumänien verbrachte, kam ich bei einem Spaziergang an dem Gelände einer Firma vorbei. Es tut nichts zur Sache, um welche Firma es sich handelte oder wo sie war. So viel sei gesagt: es war eine deutsche Firma. Das anhaltende, klagende Gebell eines Hundes veranlasste mich, näher hinzuschauen. Was ich sah, bedrückt mich bis heute: der große Wachhund war in einem viel zu kleinen Zwinger eingesperrt, dessen Boden über und über mit den
Exkrementen des Tieres bedeckt war. Beim Laufen im kleinen Zwinger konnte der große Hund diesen nicht einmal mehr ausweichen.
Mein Appell: schauen Sie in Ihren Firmen, ob es Wachhunde gibt. Wenn ja, schauen Sie bitte, wie diese gehalten werden. Sorgen Sie dafür, dass Zwinger, wenn sie denn unvermeidbar sind, angemessen groß sind und in kurzen Abständen, regelmäßig gereinigt werden. Fragen Sie, wer für
den Hund/ die Hunde verantwortlich ist. Bestimmen Sie einen Menschen, der zur Bezugsperson werden und Ownership übernehmen wird. Für seine Abwesenheit eine Vertretung.
Hunde sind intelligente, fühlende Wesen, fähig zu emotionalen Beziehungen. Betrauen wir sie mit der Aufgabe, auf unser Hab und Gut aufzupassen, sind wir es ihnen meines Erachtens schuldig, sie
dafür in hundegerechter Art und Weise zu halten.
Ich würde mich freuen, wenn dieser Appell dazu beitrüge, Sie zu sensibilisieren und das eine oder andere Wachhundeleben lebenswerter zu machen. Es ist mir ein Anliegen, dass deutsche Firmen auf rumänischem Boden ein gutes Beispiel für den Respekt vor und den Umgang mit anderen Lebewesen geben.
Wenn Sie mir zu diesem oder anderen Themen schreiben möchten: ich freue mich!
Alles Gute Ihnen, bleiben Sie gesund
Ihre Kerstin Ursula Jahn
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